Nach dem wir Bilbao eher etwas enttäuscht als bereichert verließen, haben wir lange überlegt, in welche Richtung wir jetzt weiterfahren. Und bis zum nächsten Morgen hat sich der nächste Ort mehrfach geändert und letztendlich war es dann bei der Abfahrt doch wieder ein anderer als noch zehn Minuten zuvor. Ich glaube, der Punkt Bilbao hatte uns doch mehr aus der Bahn geworfen als gedacht. Die Wetterprognosen gaben auch noch ihren Senf dazu. Also entweder Städte besuchen bei Regen oder zumindest nasskaltem Wetter…? Oder komplett die Küste wechseln, um Sonne zu suchen? Oder wieder nach Frankreich. Aber irgendetwas hat uns dann dazu veranlasst, Spanien und der Atlantikküste noch eine Chance zu geben und wir sind also weitergefahren. Richtung Santander. Um in einem eher kleinen Nest namens Noja zu landen. Wir wählten einen Campingplatz, da wir Stellplätze in der letzten Zeit genug hatten. Und hier fanden wir noch einen Platz und die Preise, da absolute Nebensaison, halten sich auch in Grenzen, also eingecheckt und einen Platz für unseren Lukas gesucht und fertig. Erstmal durchatmen…
Gleich nachdem wir alles verstaut hatten gingen wir die paar Schritte zum angrenzenden Strand… es war fantastisch. Über eine kleine Düne hinweg sah man eine Bucht und eingerahmt von schroffen Felsen schwappte der türkisschimmernde Atlantik an den Sandstrand. Man hätte es fast schöner nicht malen können. Die Sonne ließ sich blicken und die kleinen Wölkchen zogen rasch davon. Wir waren ganz begeistert und gingen nur kurz zurück, um etwas zu essen und das Bodyboard zu holen, denn diese Wellen wollten getestet werden. Nicht von mir, ich bewachte so lang die Decke und sah erst den Wellen und dann den Wolken zu. Es fühlte sich schon so ein bisschen nach Sommer an.
Der erste Tag in Noja wurde von uns zur vollkommenen Regeneration genutzt. All der Stadtballast, der vielleicht noch aus Bilbao mitgekommen war, wurde vom Wind und von den Wellen weggetragen und die Sonne auf der Haut tat ihr übriges. Der zweite Tag war etwas kühler und wir zogen zum Strand, um uns etwas umzusehen und bekletterten die größeren Felsen direkt in der Bucht. Es ist unglaublich schön und eigentlich auch nicht zu erklären, warum man wie ein Kind überall rauflaufen muss und drauf herum klettert, nur um immer wieder neue Blicke und Winkel zu finden. Die Atlantikküste zeigte sich von ihrer besten Seite. Mit Sonne und eisigem Wind wurden die Wellen an die Bucht getragen und klatschten entweder an die Felsen oder zerliefen im hellen Sand der Strände.
Am Abend zogen wir erneut los, um eigentlich nur etwas zu essen. Doch dann liefen wir den Küstenpfad entlang und wir wurden so von der einmaligen Natur verzaubert, dass es uns immer weiter zog. Wie die Wellen an die steinigen Ufer klatschten, so dass die Gischt mehrere Meter hoch spritzte. Die bewachsenen Flächen auf den Klippen mit Wildblumen und -kräutern. Mit Moosen und kleinen Büschen, verströmten einen würzigen Duft. Die Abendsonne, die immer mal wieder zwischen den Wolken hervor lugte, tauchte dazu noch alles in ein sanftes Licht.
Die Wanderung durch die Küste von Playa de Ris bis Playa de Trengandin war wirklich spannend und beeindruckend. Hinter jeder Biegung öffnete sich eine neue Landschaft oder eine neue Sicht. Knorzige alte Bäume bildeten kleine verwunschene Wäldchen. Würzig duftende Wildkräuter bedeckten sandige Hänge und schroffe Felsen fielen steil hinab bis ins türkisfarbene Wasser, dass mit schäumender Gischt immer wieder neue Wege in den Felsen schlug.
Diese raue Natur war so sauber, dass wir unzählige Bilder machten, um es irgendwie festzuhalten. Am liebsten hätten wir die Luft in Flaschen abgefüllt und mitgenommen. Vollkommen entspannt und gereinigt können wir nun den letzten Teil unserer Reise antreten… leider schon wieder den Weg heimwärts. Aber auch dabei wird es bestimmt noch einige schöne, spannende und lustige Momente geben…