So, wir haben einiges nachzuholen.. Wir versuchen es chronologisch:
In Capreton an der Atlantikküste hatten wir ja aufgehört euch zu berichten.
Neben dem tatsächlich atemberaubenden Strand und der letzten Abendsonne verbrachten wir den Rest des Abends und die Nacht in und an unserem Wohnmobil. WoMo, wie der gute Camper sagt. Es versprach schon direkt am Anfang eine lustiger Abend zu werden. Erst gerade hatten wir unser Buch „How to be german“ zu Ende gelesen, in dem man Deutsche ja als sehr Fakten liebend beschreibt, als wir das beste Beispiel auch direkt von unseren Mitcampern serviert bekamen.
O-Ton:“ Dat isser nu dein WoMo?“ „Jupp!“ „Und wie isset?“ „150 Ps Spitze, Diesel, 400 Liter Wassertank, so und so Zoll Felgen und…“(Weitere Zahlen und technische Angaben fielen aus seinem Mund…) „Ja aber dann ist der doch was!“….
Ich hätte auf so eine Frage vermutlich einfach mit „schön“ oder „Fährt sich gut und ist sehr geräumig“ geantwortet.
Während das Gespräch so weiter lief rasteten zwei der gefühlten 50 Hunde auf dem Platzt förmlich aus. Sie bellten so laut und so nervig, dass so nach ca. 5 Minuten tatsächlich mal das Herrchen eingriff: „ Anna!!… Anna!!! Annaaaaa!! Biste jetzt ruhig!!!…….. Anna!!!“
Keine Reaktion, bei keinem der Hunde… vielleicht hieß keiner von denen Anna und er schrie einfach seine Tochter an, die mit den Hunden spielte, wer weiß…
So nach 10 min. hatten die zwei auch keine Lust mehr zu bellen und hörten von selber auf. Da nun etwas Ruhe eingetreten war und das anscheinend der gesamten Familie Hundebesitzer nicht gefiel, begann der Sohnemann auf dem mitgebrachten Motorroller in Kreisen um das Wohnmobil zu fahren. Da gegen war anscheinend nix zu sagen, dennoch hatte der Vater etwas anderes zu bemängeln und schrie seinem Sohn über den Platz hinterher: “Iss doch nicht war, da fährst du hier über den Platz und biste auch noch nackt. Nich wegen deiner Sicherheit, da kannste ja nen Helm auftun, aber en T-shirt könnteste wenigsten übertun, wegen der Leute!!“ Das schien zu überzeugen, zumindest hielt der Filius darauf hin inne und suchte sich eine andere Beschäftigung, nämlich sich im Spiegel seines Mofas zu rasieren. Auch schön, so inner Öffentlichkeit. Ich wäre ja für den Helm gewesen.
Da die Ausdrucksweise des Vaters uns doch irgendwie bekannt vorkam, versuchten wir einen Blick auf das Kennzeichen zu erhaschen…. Oh Mein Gott….. EN… ist nicht war! Die größten Assis aufm Platz kommen quasi von nebenan…. hoffentlich gucken sie nicht auf unser Kennzeichen und kommen auf ein Bier rüber…
Das taten sie tatsächlich nicht, stattdessen stand eine kleine rothaarige Dame mit einem ebenso rothaarigen Jagdhund vor uns. „ Endlich hat er mit dem Lärm auf gehört, mein Hund hat ja vor allem Angst…“ Es schloss sich ein etwas längeres Gespräch an, wo wer von uns schon so war und wo es noch hingehen sollte, sie gab uns die Adresse von einem Platz in La Rochelle, das ihr Hund ja vor der OP nicht so war, eben all das was man völlig Fremden auf nem Campingplatz am Atlantik so erzählt.
Dann verschwand sie in ihrem kleinen Bus, der sich kurz drauf mit einem lauten Klick verriegelte. Unser Blick fiel auf ihr Kennzeichen… bei den Ziffern blieben wir hängen… 666… Wir schlossen darauf hin Wetten ab, wann die Teufelsoma heute Nacht mit ihrem Höllenhund den Mofafahrer heimsucht… Alles was danach bekannt ist, ist das er am nächsten Morgen nicht mehr fuhr…
Wir brachen am nächsten Morgen, nach dem wir am Meer mit Wellenrauschen super geschlafen hatten ( Alles ist besser mit Meer) putzmunter Richtung La Rochelle auf.
Dafür befuhren wir dann eine weitere Region Frankreichs. Poitou-Charentes. Sehr schöner Landstrich, mit vielen Feldern und sehr hübschen kleinen Städtchen, von denen übrigens gefühlt fast alle die Auszeichnung Villes Fleuris ( Blumenstadt, gerne mal bei Wikipedia nachzulesen) haben. Auch hier wieder eindrucksvolle Kirchen, selbst in den kleinsten Dörfern.
Nach Ankunft in La Rochelle nutzen wir die Erfindung der hier ansässigen und sehr findigen Stadtwerke, die jedem, der hier auf diesem Platz seinen Camper abstellt, ein Busticket für zwei Personen als Hin-und Rückfahrt ins Stadtzentrum dazu gibt. Also Emma abgeschlossen und ab in le Centre Ville de La Rochelle! Sehr schöne alte Stadt mit dem größten Sportboothafen Frankreichs,, einem großen Kanal, der sich durch die Altstadt zieht und wirklich sehr schönen Häuserfassaden. Wir bummelten ein wenig am Quai entlang, hörten dem Straßenmusikanten zu, drückten uns die Nasen an den Fensterscheiben der hier ansässigen Chocolaterien platt, kurzum, wir absolvierten einen entspannten Stadtnachmittag in der Abendsonne von La Rochelle.
Nach einer Nacht, in der man auf Grund des in der nähe liegenden Bahnhofs nur von Zügen träumen konnte, verließen wir am Morgen La Rochelle im Regen Richtung Norden.