Groningen oder “ they try to hard!“

Von Julianadorp brechen wir also in die letzte Großstadt in den Niederlanden auf unserer Route auf. Die Blumenfelder säumen nun die Straße und sehr idyllische niederländische Höfe umrahmt von Bäumen liegen am Kanal. Es wirkt alles sehr nach Postkarte. Dann kommt der lange Verbindungsdamm in Richtung Groningen, der Afsluitdijk. Von Den Over nach Kornwederzand trennt er die Nordsee vom Ijsselmeer. Das ist schon echt beeindruckend, so ein langer schmaler Damm und drum herum nur Wasser. Es ist immer wieder spannend zu sehen, wie kontinuierlich die Niederländer gegen das Meer und die Gezeiten kämpfen. Entweder man sieht die Aufschüttungen zur Landgewinnung. Wie die Niederländer Jahr für Jahr dem Wasser mehr Land abringen, um dann ihre Metropolen auf Stelzen, und somit sicher vor Wasser, zu bauen. Oder man nehme die beeindruckenden riesigen Dämme, wie z.B. in Julianadorp, um die Dörfer, die sich direkt dahinter ducken, vor Wasser und Wind zu schützen. Oder eben hier dieser Damm, der ihnen sicher rein wirtschaftlich einiges gebracht hat, aufgrund der kürzeren Transportwege. Aber das Land dahinter wird sich über Jahre verändern. Was diese Innovationen und Technologien angeht, genauso wie Windenergie oder den Ausbau und die Zugänglichkeit zum Internet für Jedermann, können wir uns an unserm schönen Nachbarland mal ein Beispiel nehmen.

So, irgendwann kamen wir dann in Groningen an. Eine sehr schöne Stadt und definitiv einen oder auch zwei Blicke wert. Quirlige Straßen und schöne Plätze hat diese sichtbare Studentenstadt zu bieten. Die Innenstadt ist so gut wie autoberuhigt, so dass man hier am meisten Fietse, also Fahrräder, sieht.

Wir nahmen uns einen Moment und setzten uns an ein Straßencafé und schauten dem Treiben zu. Da kam mir der Gedanke, dass diese Radfahrer sich jeden Morgen zur alltäglichen Choreographie Besprechung treffen müssen. Anders ist der Zustand, dass mind. 45 Radfahrer, die aus vier verschiedenen Seiten alle gleichzeitig eine Kreuzung überqueren oder abbiegen, ohne das auch nur einer einen Schaden davontragen würde, absolut nicht zu erklären. Es wirkt ein wenig so, als würden die Räder an Schnüren gezogen. Ich glaube, wenn jemand wie ich da mit dem Rad unterwegs wäre und während dem Radfahren mit links und rechts Häuserangucken beschäftigt wäre sowie sich mit dem Mitfahrer auf dem anderen Rad unterhaltend und gleichzeitig noch nach dem Weg gucken würde, dann würde das über kurz oder lang einen riesen Knubbel aus Rädern geben. Aber irgendwie schaffen die das. Es wirkt ein wenig magisch.

Nachdem wir uns von dem Schauspiel der Radchoreo gelöst und unseren Kaffee getrunken hatten machten wir uns auf den Rückweg zum Stellplatz. Dieser befand sich hier mitten im Stadtpark. Ganz hübsch und ruhig gelegen, von Bäumen und kleinen Grachten durchzogen und doch sehr stadtnah.

Nachdem der gefühlte achte Jogger an uns vorbei lief (einige davon zum dritten Mal) fiel es uns auf… die Menschen hier wollten alle zu viel. Entweder waren sie mega sportlich. Gegen Sport ist ja nix zu sagen, aber die Menschen hier sind soo chic – sportiv, dass sie mit der neusten Sportswear und der Leopardenjogginghose in den neusten Sportschuhen im Partnerlook um den Park joggen… sechs Mal!! Wozu? Um im Nachhinein und auch währenddessen sein Fitnessarmband und den Selftracker, den man am Arm trägt und die App die den Pulsschlag misst auf Instagram mit allen, die es nicht interessiert zu teilen. Sie wollen es zu sehr… und die, die nicht zu sportiv- innovativ sind, sind alternativ. Denn merke, es gibt immer einen alternativen Lebensstil. Wenn man also nicht in die Hochglanz – Sport/ Instagram Welt passt, dann heißt es auffallen um jeden Preis. Ob mit selbst gehäkelten Alpakahosen und grünen Haaren oder sonst diverse Möglichkeiten aus der Rolle zufallen, „Hauptsache: Anders!“ ist ihr Motto. Es gibt hier kaum Menschen die “ normal“ sind. Versteht mich nicht falsch, hier gibt es durchaus Menschen die spießig sind. Aber auch die sind es einfach zu sehr. Wie sagt man so schön: they try to hard… einfach mal einfach, ohne um jeden Preis anders sein zu wollen das wäre mal innovativ!!

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