How to be german!?

Auf so einer Reise kann man vielem begegnen. Vor allem aber sich selbst. Also warum sollte es uns da anders gehen?

Uns begleitet auf der Fahrt ein kleines Buch, dass wir uns an der ersten Raststätte zum Zeitvertreib gekauft hatten und in dem wir hin und wieder blättern.

How to be German in 50 easy steps – A guide from Apfelsaftschorle to Tschüss

Es ist es wirklich wert zu lesen, echt lustig. Aber schon nach den ersten paar Kapiteln war uns klar: Wir können damit nicht gemeint sein. Wir haben keinen Hausschuhfetisch, durchplanen nicht zwanghaft unseren Tag, sind bei weitem nicht gegen alles und jeden versichert und schauen definiv, auch wenn es euch jetzt schockieren mag, keinen Tatort.

Wir waren uns einig, pah, so ein Quatsch, das ist aber ganz schön Klischeehaft und überzeichnet. Ok, wir mögen die deutsche Sprache mit all Ihren Wendungen und ihrer großen Literatur. Ja, auch wir trinken Mischgetränke, aber sonst alles Quatsch.

Während wir noch so darüber sinnieren, wie daneben doch dieser Autor liegt und das er definitiv nicht uns gemeint haben kann, geraten wir in die kleinen Küstendörfer Südfrankreichs.

„Das ist aber hübsch hier!“ , “ So sauber auch, und EY!! Wie fährt der denn??“ ,“ Kann ja wohl nicht sein! Blink halt du Vollidiot!!“ ,“ Die Straße hier ist irgendwie sehr eng.. sicher das die für Autos gedacht war?“ ,“ Warum sind die hier nicht in der Lage vernüftige Schilder aufzustellen, wie Breit die Straße ist oder wieviel Platz unter der Brücke ist!!“

IMG_7787

Und so langsam keimt in uns der Gedanke, so Regeln und Informationen sind schon was feines. Auch durchdachte Straßenführungen und Beschilderungen und wenn alles so seine Ordnung hat. Wenn Busfahrer ihre Maschinen beherrschen und nicht einfach in Gassen fahren, feststecken und dann einfach achselzuckend darauf warten, dass sich die Situation ändert.

„Das würde es bei uns nicht geben!“ Haben wir das gerade gesagt?? Oh jeh, da ist es tatsächlich. Wir können es auch nicht leugnen. Ja, wir mögen Systeme, Regeln und so ein wenig Service und Benimm.

Beim Einkaufen finden wir es nur vorteilhaft, wenn der Verkäufer mit uns in ganzen Sätzen kommuniziert und uns nicht nur ein „bleu“ entgegenwirft. Was sie von uns wollte? Sie wollte uns darauf hinweisen, dass wir uns an einer Kasse angestellt hatten, an der man nur mit einer dem supermarkteigenen Karte bezahlen kann, welche blau ist und das wir doch nun bitte eine andere Kasse aufsuchen müssten. Das alles hätte man so schön sagen können, stattdessen sagte sie nur „BLEU!!“

Naja ein Ausrutscher, wer wird denn gleich von einer auf alle schließen. Wir sind ja nicht so. Aber dieses Phänomen zog sich weiter. Wenn jemand mit uns sprach, dann natürlich nur auf französisch. So als würde er denken: Ist mir egal, dass du mich auf englisch angequatscht hast, wenn du hier was willst, lern gefälligst französisch.

Vielleicht ist es zuviel erwartet, dass man in einer Urlaubsregion mindestens zweisprachig unterwegs ist. Gerade englisch sollte doch wohl fast überall gehen. Naja, wir verstehen ja französisch und versuchen Sätze auch zu formulieren, aber sobald das dann der Franzose merkt scheint er zu meinen „Ah, die können französisch, dann kann ich ja noch schneller sprechen.“

IMG_7765

Also, zur guten Volkerverstänigung gibt es zum Schluss nur einen Wunsch: Wir würden gerne einen Franzosen treffen, der kein Problem damit hat, mit uns auch ein paar Worte englisch zu sprechen und der uns eingesteht, dass die eine oder auch andere Regel, eine Information, ein Schild vielleicht dem südfranzösischen Chaos ganz gut tun würde. Dann sind auch wir gerne wieder bereit, alles abzustreiten, was wir in uns selber endeckt haben und was das Buch „How to be German“ so wunderschön wiedergibt.

Aber nun können wir uns entspannt auf unserem erreichten Campingplatz zurück lehnen und schon bei der Anmeldung huschte uns ein Lächeln übers Gesicht, als wir hinter uns ein älteres Paar deutsch sprechen hörten. „Na dann ist hier bestimmt alles in Ordnung!“, ging uns beiden durch den Kopf, wie wir uns nachher kleinlaut gegenseitig eingestanden haben. Nun steht unser Wohnmobil in einem Weg, von Bäumen gesäumt. Um uns herum stehen Wohnwagen von Niederländern und Deutschen, also alles gut… Hier ist niemand verrückt…. Moooment, webt diese Frau da? An einem portablem Webstuhl??? Und warum verkabelt der Typ neben uns die komplette Wiese mit Solarpanels… OK, egal woher man kommen mag… Menschen sind einfach überall einzigartig bekloppt!! Genau wie wir!! Wunderbar.

Ein Gedanke zu “How to be german!?

Schreibe einen Kommentar