miese Menschen

Nach fast 8 Stunden Fahrt, also der zweiten großen Etappe quer durch Frankreich, steuerten wir unsere bisherige Nemesis, Capbreton, an. Wir freuten uns auf ein entspanntes und problemloses Stehen direkt hinter den sandigen Dünen der Atlantikküste. Auf den letzten Metern überlegten wir schon gleich den Grill anzuwerfen und was wir denn grillen würden und dann die letzten Sonnenstrahlen neben unserem Lukas mit einem Bierchen im Liegestuhl zu genießen und den heimkehrenden Surfern zu zugucken, die sich noch das restliche Atlantikwasser aus den Ohren schütteln.

Die uns entgegenkommenden Wohnmobile, Vans und Wohnwagen hätten uns stutzig machen können… taten sie aber nicht. Wir glaubten der baldigen Entspannung schon ganz nah und fuhren, zwar müde, aber voller guter Dinge die uns bekannten Straßen lang. Nur noch um eine Biegung und dann würden wir, …. Aber… was war das…? Was wir sahen war ein Haufen, eine geschlossene Masse aus WoMo-Dächern und Vans… der vordere und der auch der hintere Teil des Platzes bis zur Dünenkante war voll.

Was soll denn sowas? Die von uns erwartete Entspannung und der Ort, an dem wir immer wieder hängenblieben, weil alles hier danach strebte die Zeit zu vergessen… Dieser wundervolle kleine Ort, den wir ersehnt und gleichzeitig gefürchtet hatten (nur weil wir ja eigentlich weiter fahren wollten) dieser Platz soll nun komplett voll sein…? Kein Platz mehr für uns… das kann nicht sein… ungläubig drehten wir langsam eine Runde mit unserem Lukas über den gesamten Parkplatz. Irgendwo wird doch noch ein kleines bisschen… da vielleicht,… da passt da noch bestimmt noch… nein… keine Chance… alles belegt, jeder Platz von einem einzelnen WoMo oder Van belegt. Selbst die kleinste Lücke mit Fahrzeugen ausgefüllt… dann ein Lichtblick eine komplette Parkbucht ohne Mobil darauf… langsam rollen wir darauf zu und dann… sehen wir sie! Diese miesen Menschen… Sie sitzen da!… Sie haben neben ihrem eigentlichen Mobil als einzige einen weiteren Platz beschlagnahmt und ihre Tische und Stühle aufgebaut… Sie sitzen da und trinken Wein… Warum?? Alle, ja wirklich alle anderen hier halten sich an die Regeln. Es steht ein Fahrzeug neben dem anderen auf den Plätzen. Die Leute treffen sich gemeinsam VOR ihren Vans… Aber diese besondere Art von Menschen… sie sitzen da NEBEN…. Und trinken Wein…! Wir sind ja nicht die Ersten, die auf diesem Platz parken wollten. Schon zwei Mobile vor uns sind langsam an diesem Platz vorbei gezuckelt… Warum gibt es solche Menschen, die einfach nicht teilen wollen, die einfach mal für sich ein wenig mehr Platz beanspruchen als sich mit dem zufrieden zu geben den alle anderen auch haben? Man würde gerne aussteigen und mit diesen Menschen eine Grundsatzdiskussion über die Verteilung der Ressourcen im Allgemeinen und die Platzverteilung unter Primaten im Speziellen zu besprechen. Gerne hätte ich ihnen geholfen ihre Tische und Stühle platzsparend wieder einzuräumen…

Aber… nein… wir sind im Urlaub und wir sind zu lange gefahren um in meinen französischen Vokabeln nach Ressourcenverteilung, Grenzen und Rücksicht zu suchen und damit gar eine Diskussion anzufangen… also, Cést la vie!… Wir müssen spontan umplanen und werfen noch mal unsere Suche an und finden in ca. 10-minütiger Entfernung einen neuen Platz. Also flugs ins Navi eingegeben und los geht’s. Durch die inzwischen angebrochene Dunkelheit weiter zum nächsten Versuch. Als wir in Ondres an der Atlantikküste ankommen sind wir auch einer unter vielen Gestrandeten, die vom vorherigen Platz weitergezogen sind. Wir finden hier noch ein kleines Eckchen und sind froh, endlich zum Stehen gekommen zu sein.

Wir können es uns dennoch nicht nehmen lassen, noch einen Blick auf die untergehende Sonne und das letzte Licht auf den Atlantik zu werfen. Ein Gutes hat es ja… wir kommen so zumindest nicht in Versuchung einfach in Capbreton zu bleiben. Wir werden morgen auf jedenfalls weiterfahren!! Spanien wir kommen!! #diesmalwirklich

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