Moi? Je suis Europäer!


Auf dem Campingplatz in la Guimorais standen wir dann ganz 3 Tage. Das ist nun schon ziemlich lang, wenn man unsere sonstigen Reisen so betrachtet. Aber die Pause hatten wir nötig und haben unter anderem viel geschlafen. Eine kleine Anekdote möchte ich aber auch hier mit euch teilen.
Wir sind ja zu einer Zeit unterwegs, wo nicht besonders viele Menschen reisen. Aufgrund der vorangegangenen Zeit sind viele doch sehr vorsichtig. Ein paar Niederländer und einige andere Deutsche haben sich unter die Vielzahl von Franzosen gemischt, die nun zurzeit hier auf dem Platz wohnen. Und jede Nationalität hat so ihre Eigenheiten, die hier auf manchmal beengten Platzverhältnissen stärker zum Vorschein kommen als anders wo. Die Niederländer sind ein geselliges Völkchen und so finden sie sich auch recht schnell auf diversen Campingplätzen zusammen. Man scheint sich zu kennen, auch wenn der andere 15 Parzellen weiter weg wohnt wird er beim all abendlichen Überheckengespräch doch auch mitangesprochen. Niederländer machen also alles gerne draußen und mit allen zusammen. Kochen zum Beispiel. So kommt es, dass in der Parzelle neben uns gefühlt vier verschiedenen Töpfe und Grills über Gasbrennern vor sich hin qualmen während 12 Holländer laut lachend drum herumstehen, zwischendrin spielende Kinder und ein wenig niederländischer Schlager quakt aus dem kleinen Radio. Ein munterer Haufen, den man gerne um sich hat, wenn man die holländische Sprache mag.

Dann die mannigfachen Franzosen. Hauptsächlich Familien, die hier Urlaub machen im Inland, da zur Zeit ausreisen schwierig ist oder junge Pärchen auf dem Wochenendtrip ans Meer. Die französischen Familien bleiben unter sich und man sieht sie oft vor ihrem Camper sitzen und Rommé spielen oder ein Buch lesen. Also jeder eins. Oder sie kochen in dampfenden Töpfen säckeweise Muscheln, die sie dem Fischer am Strand abgeschwatzt haben. Die jüngeren Franzosen auf so einem Platz, entweder Studentengruppen die sich hier zum Feiern treffen oder junge Pärchen auf dem Wochenentripp, sind auch immer nette Nachbarn. Sehr gesellig und schnell ist man mal auf ein Bier eingeladen und in ein Gespräch verwickelt. Besonders wenn wir mit der Gitarre und unserm Abendbier oder Wein vorm Womo sitzen ergibt sich manch nette Bekanntschaft. In diesem Jahr Christophe und Francine.;)
Ja und dann gibt es da die anderen Deutschen auf dem Platz. Es gibt die sehr gut ausgestattete Familie im Mietcamper, in dem die ganze Zeit tagsüber die Klimaanlage lief und der mit allem Hightech ausgestattet alle anderen Camper und Zelte weit hinter sich lässt. Die Besitzer, eine Familie wie aus einem Bilderbuch mit 2 bis 3 Kindern, verleben einen schönen Strand/Campingurlaub, bleiben aber meist unter sich. Lediglich die Kinder sind bei Gleichaltrigen anderer Nationen an Kontaktaufnahme interessiert. Dann gab es in unserer Wohnabteilung die andere Möglichkeit von deutschen Urlaubern. Zwei Junge Typen, die sich einfach ihr Zelt ins Auto geworfen haben und sich nun ein paar entspannte Tage am Meer machen. Ein paar Bierchen, bisschen Angeln, ziemlich unkompliziert.


Und während ich also in der Abendsonne vor unserm Lukas sitze und dem bunten Treiben der Nationen zusehe, dringt plötzlich Lärm an mein Ohr. Von der Zeltetage etwas unterhalb hört man lautes Grölen. Dazu aus einer Musikbox Rechtsrock mit eindeutigen Naziparolen… ich denke zu erst ich habe mich verhört und lausche erneut. Nein, bei diesen Textzeilen kann man das nicht falsch verstehn… ich kann nicht anders, ich muss aufstehen und nachsehen wer sich da so erbärmlich daneben benimmt und seinen Dummheit so zur Schau stellt.. leider liegen die Zelte so, dass man da nicht viel sehen kann. Aber hören kann ich genug. Nicht nur ich, auch die angrenzenden Niederländer haben gemerkt, dass da was nicht stimmt. Nach einem kurzen Moment hat der Franzose der gerade zum kochen bei den Freunden aus Holland ist das Radio so laut gedreht, dass der niederländische Schlager nun gegen den anderen Lärm anspielt. Die Leute am niederländischen Camper kochen derweil ganz unbekümmert weiter und einige fangen sogar an zu tanzen und zu der holländischen Musik mitzusingen. Die Musik, der wohl leider anwesenden ebenfalls Deutschen ist nun kaum noch zu hören. Während ich zu meinem Platz zurückkehre kommt mir auch ein Lied in den Kopf. Genauer eine Textzeile der Ärzte: „Scheint die Sonne auch für Nazis? Ich könnt nicht verstehn.“ Genau das denk ich mir auch gerade…
Was ich nicht versteh, ist warum müssen diese Menschen nicht nur so verblendet sein und diesen Blödsinn von sich geben, noch viel schlimmer, warum müssen sie das immer in der lautesten und asozialsten Weise tun. Bleib doch zu Hause, in deiner Stadt, in deinem Zimmer und verblöde da für dich allein.
Nach knapp einer Stunde war der Spuck vorbei und übrig bleibt nur der holländische Schlager, viel Qualm von diversen Gerichten; von Muscheln mit viel Knoblauch über Grillwürstchen und anderen Leckereien. Ein buntes Sprachengewirr über mehrere Hecken hinweg und ein paar Gitarrenklänge von unserem Platz unter der Markise, an dem wir sitzen und dem Treiben zuhören, als sich ein junges Paar nähert: „Bonsoir! Wir sind Christophe und Francine. Können wir ein wenig der Musik zu hören?“ „Klar setzt euch. Möchtet ihr ein Bier?“ „Gerne ! Wo kommt ihr her?“ „Germany!“ oder wie es im Urlaub heißt: #homeiswhereyouparkit, also eigentlich bin ich Europäer!