Nun, der nächste Halt sollte Bilbao sein. Wir fanden einen Stellplatz oberhalb der Stadt und waren gespannt, was uns diese zu bieten hatte, nachdem San Sebastian uns schon wirklich gut gefallen hat. Als unser Lukas schließlich perfekt auf seinem Platz stand hatten wir einen fantastischen Blick über den Fluss und das Stadion von Bilbao bis hinüber zur Altstadt.
Wir fuhren mit dem „Bilbobus“, welcher direkt in der Nähe hält und ziemlich praktisch alle 15 Minuten fährt, hinunter bis ins Zentrum. In allen Flyern und Stadtprospekten, die uns in die Hände fielen, war immer nur wieder Guggenheim Museum hier, Guggenheim Museum da zu sehen… Besuchen Sie das Guggenheim Museum…. Ja… ok… aber was gibt’s hier noch? Was ist der Puls von Bilbao… Ich war so neugierig auf die Stadt, dass auch der aufkommende Regen mich erstmal nicht abschrecken konnte. Dann wieder… besuchen Sie das Guggenheim…. Hmm, jaaaahaaa… wir wollten wirklich nicht ins Museum!! Ist ja nicht so, als das wir uns nicht für moderne Kunst interessieren könnten. Das Museum of modern Art in Amsterdam ist ganz fantastisch. Nur wir wollten hier eben etwas anderes. Den Puls der Stadt spüren. Das, was Bibao antreibt, was es besonders macht.
Kennt ihr das, ihr lernt jemanden kennen, einen neuen Kollegen zum Beispiel und der ist eigentlich ganz unscheinbar, aber er scheint ein netter Typ zu sein. Nichts Ausgefallenes halt einfach so ein ganz normales Erscheinungsbild. Das, was halt so alle tragen, eigentlich. Und dann hört ihr von Anderen, wie toll der neue Kollege doch ist und was der alles kann und so… und ihr schaut ihn euch genauer an… irgendwie erschließt es sich nicht, was ihn so ausmacht. Die Brille hängt immer etwas schief und eigentlich sieht er auch nicht mehr so fit aus. Er kommt zwar jeden Tag überpünktlich und erledigt auch seinen Job. Eigentlich macht er genau das, was er tun soll… nur irgendwie… eben auch nicht mehr. Bei genauerer Betrachtung ist er eben auch nur einer von vielen. Eher sogar weniger. Weil Ihn eben nichts irgendwie besonders macht oder besser. Naja, so oder so ähnlich erging es mir mit Bilbao. Die Stadt, die eigentlich das Ziel meiner Reise sein sollte, von der ich schon so viel gehört bzw. eben nicht gehört hatte (mit der Ausnahme, dass sie ein Guggenheim Museum beheimatete) also diese Stadt, sie war… naja, eine Stadt eben… nicht mehr. Tatsächlich eher weniger.
Es mag auch am nicht so guten Wetter liegen, nur irgendwie wollte dieses spanische Städtchen nicht so recht passen. Es hat schöne Fassaden und auch ein paar schmucke Gebäude.
Einen zweiten Blick am meisten verdient hat wohl die öffentliche Bibliothek, die in einem renaissanceähnlichen Bau untergebracht ist, der von außen eher unscheinbar aussieht, aber im Inneren mit dem einen oder anderen Stadtpalais durchaus mithalten kann. Auch die Oper, die direkt am Eingang zum alten Stadtteil steht, macht durch die Fassade schon reichlich Eindruck. Allerdings fällt beim Schlendern durch die Straßen eben auch auf, dass die meisten Läden leer stehen oder gerade zu verkaufen sind oder gerade geschlossen haben. Um einige belebtere Ecken zu finden muss man heute schon etwas suchen. Der Plaza Barria hat es dann versucht mit stilistisch schönen Bauten ringsherum und ein paar Tabernas, welche tatsächlich auch geöffnet hatten. Allerdings wollte es auch hier irgendwie nicht so recht passen. Wir beschlossen uns einige der in der Stadt reichlich vorhandenen Kirchen anzusehen. Nur leider waren alle mit Eintritt versehen und 10 Euro pro Nase, nur um sich eine Kirche anzusehen, wollten wir dann unserer Reisekasse doch nicht zumuten und suchten stattdessen lieber nach einem Café, um uns bei dem nasskalten Wetter etwas aufzuwärmen. Wir fanden nach etwas suchen dann auch eine Bäckerei mit angeschlossenem Café, in der wir uns für einen Espresso und spanisches Gebäck niederließen. Das machte den Tag etwas besser. Bilbao machte es mir wirklich nicht leicht. Wir drehten Runde um Runde in den Gassen und Straßen und fanden ihn leider nicht, den Puls der Stadt. Das was uns in San Sebastian so begeistert hat. Dieses stolze Lebensgefühl der Basken, die etwas alternative und offene Art, das Zusammensein der Menschen, die Gespräche und das wuselige Treiben. Es war alles etwas zu gewollt, zu touristisch, zu aufgesetzt. Souvenirläden fanden wir hier an jeder Ecke; auch fliegende Händler, die spontan Schirme verkauften.
Nein Bilbao, tut mir leid, du hast bestimmt ein ganz tolles Guggenheim Museum und für Menschen, die das gerade bei dir suchen bestimmt eine Menge Erkenntnis parat. Aber für mich? Für mich hattest du heute leider nicht das Gesuchte. Nichts von dem, was es so spannend macht eine Stadt zu erkunden. Vielleicht für den nächstens Besucher. Für uns passt es leider nicht. Ich werde mich weiter umsehen und finde vielleicht noch ähnliches, wie San Sebastion oder Orio oder auch was ganz anderes…?!