Total geflasht…

Bevor wir zum heutigen Tagesprogramm kommen bin ich euch noch die Melonengeschichte schuldig.

Also, gestern Abend, wir saßen mit nem Bierchen vorm Lukas, da schleicht sich von links unser französischer Nachbar an, kommt zu uns an den Tisch und schenkt uns einen Honigmelone! Auf gute Nachbarschaft quasi. Er bedankt sich für die schöne Gitarrenmusik von uns und versichert uns, dass es sie überhaupt nicht stört und kommt dann auf seine Melone zusprechen. Die hat er mitgebracht, den ganzen Weg von der französischen Atlantikküste bis hierher, um sie in einem Schwung von Großzügigkeit mit uns zu teilen. Er hat nämlich noch mehr in seiner Kühltasche, die schon den ganzen Tag hinter seinem Womo steht und tja comme ci comme ca, die muss nu weg! Also, bon Chance und viel Spaß noch. Wir bedanken uns artig, „Das wäre doch nicht nötig gewesen! Ja Mensch, gerne doch! Schade, dass wir gar nix zurück geben können. Da hätten wir doch die Flasche Ramazotti einpacken sollen, auf die man in einschlägigen Camperforen so hingewiesen wird, dass man einen Schnaps immer dabei haben sollte. Naja nu isser weg der französische Nachbar und wir haben eine Melone… ja… und nu.. essen könnte man die… Hmm mal dran riechen… ok, wir essen sie später. Nur wohin damit so lange? In einen Beutel in den Kühlschrank und dann erstmal überlegen. Als man sich das nächste Bierchen aus dem Kühlschrank holt merkt man schnell, dass sich die Frische der Melone irgendwo zwischen dem Atlantik und Venedig verabschiedet haben muss und dieses Aroma nun den kompletten Innenraum vom Lukas benetzt… ok, wir müssen das Ding loswerden. Nur wie?? Man will ja nicht unhöflich sein und vor den Augen des Nachbarn das Ding in den nächsten Mülleimer kloppen… Wir warten bis sie eingeschlafen sind und dann werden wir die Melone ganz unauffällig los. Sowas sollte in Italien doch kein Problem sein. Gesagt getan, kaum ist nebenan Ruhe eingekehrt holen wir den Beutel mit der Melone aus dem Kühlschrank und schleichen uns quer über den Platz, um an einer möglichst weit von uns entfernten Stelle „Das Objekt“ im Müll zuversenken.

 

Ok, Venedig, man hört so einiges: Venedig muss man gesehn haben! Venedig lohnt sich nicht wirklich… Venedig stinkt.. Venedig ist nur Voll und Abzocke.. Venedig, die Museumsstadt! Venedig, Venedig, Venedig… Eins ist klar, irgendwas muss da sein, damit alle drüber sprechen. Also, da wir uns den ganzen Tag für das Städchen freigehalten hatten, steuerten wir morgens sehr gelassen den kleinen Bootsanleger an, von dem jede Stunde eine kleine Fähre nach Venedig fährt.

Die Überfahrt war sehr ruhig und es war einfach schön, eine Stadt vom Wasser aus anzufahren. Die Mitreisenden benahmen sich derweil wie eine Horde Erdmännchen. Alle paar Sekunden stand einer auf um Ausschau zu halten und ein Foto zu machen. Kaum hatte dieser sich wieder gesetzt sprang der Nächste auf. Dann ein zweiter. Dann wieder setzten, dann wieder einer, gucken, Foto, setzen. In den drei Sekunden hatte sich das Bild im Sucher der Kamera jetzt nicht wirklich verändert, aber gut.

Schon bei der „Einfahrt“ in den „Hafen“ wurden wir sehr still. Ja, das ist echt alt… keine Kulisse.. eine Kirche, deren Stufen der Eingangshalle direkt ins Wasser reichen. Sehr beeindruckend und sehr schön. Das Boot legte an und die Horde Erdmännchen nahm uns mit von Board.

Da standen wir nun und starrten erstmal etwas ungläubig auf die uns umgebenden Häuser…

Wir lassen uns trieben Richtung Markusplatz… Venedig gefällt uns vom ersten Schritt an. Gässchen, Winkel, Nischen, Kanäle, Boote und über allem liegt diese tragende Magie. Man atmet förmlich die Geschichte. Jeder von uns kennt mindestens eine Geschichte, egal ob Film oder Buch, die in Venedig spielt, und wenn man hier wie wir duch die Gassen läuft, nimmt sie einen ganz schmell gefangen, diese besondere Stimmung der Stadt. Ob Cassanova oder König der Diebe, diese Stadt ist wie gebaute Lyrik…

Ich weiß, ganz schön dick aufgetragen, aber wir sind einfach schwer beeindruckt und auch Tage danach sitzt der Eindruck von dieser Stadt noch sehr tief, jedoch fällt es mir schwer dafür beschreibenden Worte zufinden. Wir schlichen durch die Gassen und der Blick wandert von einem bunten Fensterladen zum nächsten Winkel und hinter jeder Ecke wartet eine neue Geschichte, die entdeckt werden will. Ein kleines Mädchen, dass oben am Fenster steht, winkt mir durch das Gatter zu und man hört ihr junges „Ciao!“ Ich winke zurück und bin schon wieder um die nächste Ecke in einem Innenhof, in dem die Zeit stehen geblieben zu sein scheint. Büsten und Statuen in den Ecken. Eine alte, halb aufstehende Tür, die nur einen schmalen Spalt freigibt in die dunken Räume dahinter…

Venedig ist wie Magie! Sie ist von Null auf Eins in unserer Top 3 der schönsten Städte gesprungen. Wir fühlten uns so wohl und ließen uns treiben von Gasse zu Gasse. Trotzt der Touristen, die die Stadt an der Rialtobrücke überschwemmten, waren wir in den Nebengassen und Hinterhöfen ganz alleine. Wir ließen es uns auch nicht nehmen, die mit 80 Euro nicht ganz günstige Gondeltour zu machen, allerdings am oberen Ende des Canale Grande. Wir waren so geplättet von dieser Stadt, dass wir uns einfach an einem Steg des Canale Grande setzten und für ca. eine Stunde die Füße im Wasser kühlten und dem bunten Treiben der Boote zu sahen.

Der Moment, an dem wir den Markusplatz betraten sollte hier noch kurz erwähnt werden, um zu beschreiben, wie sehr uns diese Stadt berührt hat. Aus einer dunklen, kühlen Gasse bogen wir um eine Ecke und vor uns öffnete sich der von Sonne geflutete Platz, mit dem wunderschönen Markusdom an seinem Ende und den Cafes außenherum. Der goldene Löwe Venedigs blinkte uns über den Platz her zu und klassische Musik wurde langsam lauter. Auf der rechten Seite begann ein klassisches Quartett verschiedenste Stücke zu spielen. Wir drehten uns um uns selber um die Atmosphäre dieses Platzes erfassen zu können. Wir müssen ziemlich blöd ausgesehen haben, wie wir da mit offenen Mündern mitten auf dem Platz die Streicher angestart haben. Wir waren sehr bewegt. Ich vergaß fast zu fotografieren…

Also, um es kurz zu machen: wir sind mehr als geflasht von Venedig! Es lohnt sich definitiv,wenn man sich von den großen Touristenattraktionen weg in die kleinen Gassen traut. Man sich Zeit nimmt und sich verzaubern lässt. Venedig ist Magie!!

3 Gedanken zu “Total geflasht…

  1. Hey, das klingt ja traumhaft schön bei euch 🙂
    Das freut mich sehr.

    Ich wünsche euch weitere so tolle und schöne Eindrücke auf eurer Tour und bin gespannt wie sie weiter geht 😉

    Lasst es euch gut gehen und fahrt vorsichtig!

    Lieber Gruß
    Tobi

    Ach ja, ihr habt alles richtig gemacht, heute morgen waren es hier 7-8°C, also quasi kälter als Weihnachten. Brrrrr….

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